
Klassisches Wunschdenken. Wir wachen alle nach und nach ab circa 8:30 Uhr Ortszeit (6:30 Uhr in Berlin) auf. Wir ziehen den Vorhang auf und sehen zum ersten Mal Doha im Tageslicht. Es ist irgendwie schön eine völlig ungewohnte Kulisse vor sich zu sehen. Und damit meinen wir nicht „Diesen Ort kenne ich noch nicht“ sondern vielmehr „Diese Art und Weise kenne ich noch nicht“. Doha fühlt sich einfach anders an. Und das gefällt uns. Wir checken überpünktlich aus unserem Hotelzimmer aus und geben unser Gepäck an der Rezeption ab, um die Stadt noch etwas zu erkunden. Der Flug geht erst um 20:50 Uhr. Man drückt uns einen kleinen Schnipsel mit einer Nummer in die Hand. Wir gehen davon aus, dass der noch wichtig sein wird und verlassen das Hotel. Sofort trifft uns der Schlag, aber an die Hitze gewöhnen wir uns schnell. Das erste was uns auffällt: Es gibt gar keine Fußgänger. Wundert wenig in einem Wüstenstaat der auf Erdöl sitzt. Das zweite was uns auffällt: Dafür, dass es keine Fußgänger gibt, sind die Gehwege riesig breit – irgendetwas zwischen 20 – 30 m. Auf Google Maps haben wir uns vorher einen Supermarkt raus gesucht, den wir auch ohne Probleme gefunden haben. Wirkt so als könne man hier mit Visa Karte zahlen. Wir suchen uns das zum Frühstück heraus, was ansatzweise einheimisch wirkt. Gar nicht so leicht zwischen Hipp, Nestle und „Deutschem Roggenbrot“. Mit unserer Beute begeben wir uns wieder auf einen der überdimensionierten Fußgängerwege und halten den Daumen raus. Dauert nicht lange und ein Taxi hält an. Der Fahrer sagt uns, dass man nicht mit Karte zahlen kann. Aber er würde Euros nehmen – „No problem my friend“. Wir steigen ein und Papa fragt den Fahrer, wo man sich am Wasser zum Frühstücken hinsetzen könnte. Er empfiehlt uns eine Promenade nicht all zu weit weg mit Blick auf die Skyline von Doha. Genau das, was wir uns vorgestellt haben. „How much in euros?“ „How much you want to pay?“ Wir durchschauen den Trick und wissen, dass er bei uns trotzdem ziehen wird. „15 euros?“ „Ok.“
Wir stehen vor einer riesigen Wiese mit geschlungenen Tartan-Laufwegen. Direkt am Wasser eine akkurat angelegte Promenade mit Bänken. Es hängen überall Schilder, dass das trinken von Alkohol in der Öffentlichkeit verboten ist. An jeder dritten Laterne hängt sicherheitshalber eine Überwachungskamera. Wir setzen uns auf der Wiese in den Schatten eines Baumes nahe am Wasser und essen zunächst Pide gefüllt mit Spinat und Käse. Der Limetten-Saft schmeckt wie Spüli mit Zucker. Nicht unbedingt eklig, aber gewöhnungsbedürftig.

Nach dem Picnic schlendern wir noch etwas die Promenade entlang und laufen durch die Gegend, bis uns die Mittagssonne dazu verleitet uns von einem Taxi wieder zum Hotel fahren zu lassen. Während der Taxi-Fahrten sind wir ohnehin an allerhand Sehenswürdigkeiten vorbei gekommen. Im Hotel warten wir auf unser Uber zum Flughafen und trinken noch Gurken-Detox-Wasser bis das letzte Bisschen Durst weg ist.
Am Flughafen angekommen, wieder Passkontrolle. Die Kinderreisepässe scheinen eine echte Qual für die Kontrolleurinnen zu sein. Wie letzte Nacht muss die Frau hinterm Schalter alles händisch abtippen, weil die Scanner von der Bundesdruckerei Probleme haben die Informationen automatisch zu übernehmen. Irgendwie ironisch. Nach der Sicherheitskontrolle stehen wir vor dem Wahrzeichen des Flughafen Dohas und machen das obligatorische Foto. Danach begeben wir uns in die Oryx Lounge. Den Zugang haben wir durch einen unglücklichen Zufall – und auf Grund des unserer Erfahrung nach über aus schlechten Kundenservices von Qatar Airways – „erhalten“. Immerhin haben wir hier einen ruhigen Familienraum, genug Essen und Getränke um die Wartezeit bis zum Abflug gut hinter uns zu bringen.

Die Kinder schlafen im Flugzeug zum Glück direkt ein und auch wir Eltern schaffen es so etwas Schlaf zu finden. Die 11 Stunden bis Adelaide gehen schnell vorbei. Nach der Landung in Adelaide zum Zwischenstopp heißt es dann auf ein Mal, dass wir nichts an unseren Plätzen liegen lassen dürfen und auch das gesamte Handgepäck mitnehmen müssen. Na super! Also schnell alles zusammengesucht und aufgebuckelt. Der Kleine kommt in die Trage. 5 Minuten später stehen wir vorm Sicherheits-check. Was für ein Schwachsinn! Zum Glück werden wir zur Missgunst der anderen Passagiere an der Schlange vorbei gelassen. Die Privilegien, die man genießt, wenn man mit Kindern reist.
Im Wartebereich unterhalten wir uns dann mit der Familie, die noch eben im Flugzeug in der selben Reihe saß und auch mit zwei kleinen Kindern reist. Die Kinder spielen miteinander fangen und Fußball. Der Vater erzählt uns, dass sie aus Südafrika nach Auckland ziehen. Seine Frau ist Lehrerin und hat dort einen Job gefunden. Nach etwa einer Stunde dürfen wir zurück in genau das selbe Flugzeug, auf genau die selben Plätze, die nun frisch hergerichtet sind. Die Kinder sind jetzt wach und bleiben nicht lange still sitzen. Der Kleine schekert zeitweise mit den Stewardessinnen in der Galley und bekommt ein Haufen Süßkram in die Hand gedrückt, die Papa später konfisziert. Nach etwa 3 Stunden heißt es: fertig machen zur Landung. Auf einmal wächst in uns wieder die (An)Spannung! Gleich haben wir die erste große Etappe geschafft. Lässt man uns überhaupt rein? Gibt es Probleme mit dem Gepäck? Ein Steward drückt uns zwei Karten zum Ausfüllen in die Hand. Wir müssen angeben, ob wir Campingausrüstung, Lebensmittel, Tauchausrüstung, etc. dabei haben. Wir kreuzen bei fast allen Punkten ja an und wissen, dass wir später ganz schön lange in der Schlange stehen werden. Naja, besser als 400 Dollar Strafe pro Vergehen zu zahlen. Die Karten sind ausgefüllt. Kurze Zeit später sieht man Lichter in der Nacht. Auckland.
