Auckland

Die Landung verläuft sanft. Keiner klatscht. Man merkt, dass hier kaum Deutsche an Board sind. Wir schnappen uns unser Geraffel und die beiden Kinder und verlassen das Flugzeug. Im Flughafen empfängt uns ein geschnitztes Maori Tor. Wir gehen weiter bis wir bei der Passkontrolle ankommen. Es ist 0:30 Uhr Ortszeit. In Deutschland hätten wir gerade Mittag gegessen. Wir dürfen uns bei den Neuseeländern anstellen, weil Kinder. Trotzdem zieht sich die Abfertigung. Der Kleine quengelt. Zu recht. Wir sind dran. Die Frau am Schalter mustert uns und fragt, wo die ausgefüllten Karten für die Kinder sind. Wir erklären ihr, dass wir im Flugzeug nur zwei bekommen haben. Interessiert sie wenig. Sie drückt uns zwei weitere in die Hand und verweist uns auf den leeren Schalter neben ihr. Wenn wir fertig sind mit Ausfüllen sollen wir uns melden. 10 Minuten brauchen wir für die 2 Karten. Schönschrift sieht anders aus. Und dann werden wir relativ schnell und ohne weitere Fragen durchgelassen. Wir sind in Neuseeland. Jetzt so richtig!

Nun hoffen wir, dass auch unsere beiden Rucksäcke und der Kinderwagen ihren Weg unbeschadet nach Neuseeland gefunden haben. Am Gepäckband steht ein Podest, darüber ein Schild „oversized luggage“ (Sperrgepäck). Eigentlich müsste hier der Kinderwagen stehen – tut er aber nicht. Abwarten. Wir nehmen das Gepäckband ins Visier auf dem unentwegt Koffer an uns vorbei fahren. Und dann nach nicht mal 2 Minuten kommen kurz hinter einander unsere beiden Rucksäcke zum Vorschein. Völlig unbeschadet und vollständig. Doch wo bleibt der Kinderwagen? Hätten wir ihn doch besser… überhaupt verpacken sollen? Dann öffnet sich plötzlich neben uns ein Rolltor und zwei Flughafenmitarbeiter legen uns zwei Kinderwägen vor die Füße. Einer davon ist tatsächlich unserer. Er wurde anscheinend am BER hinter den Kulissen eingetütet. Uns so fehlt nichts. Nicht mal der angebrochene Müsliriegel in der Reißverschlusstasche. Der wird sofort in einer der bereitgestellten Lebensmittelabfalltonnen entsorgt. Denn nun folgt der nächste und hoffentlich letzte Schritt unserer Einreise nach Neuseeland. Die Durchleuchtung des gesamten Gepäcks nach Gegenständen und Verunreinigung, die für die fragile Flora und Fauna Neuseelands schädlich sein könnten. Da wir sicherheitshalber alles angegeben haben, was irgendwie in Frage kommen könnte, müssen wir uns an einer langen Schlange anstellen. Es ist 1:30 Uhr als wir endlich mit einem Zollbeamten über unsere Karte sprechen können. Er sagt uns, dass auf Grund unserer Deklarationen wir zu 3 Kontrollpunkten müssen. Wir sollen an Linie 4 anfangen, da ist momentan am wenigsten los. Wir warten dort 5 Minuten bis wir aufgerufen werden. Wir sollen unsere gesamte Campingausrüstung auspacken. Unser Zelt wird aufgemacht, da es aber nagelneu ist guckt sie es sich nicht genau an. Heringe, Rucksäcke, Schuhe, alles was kontaminiert sein könnte kommt in eine extra Plastiktüte. Dann werden wir zum Schalter 7 geführt. Wieder ein Mal an der langen Schlange vorbei. Der Mann am Schalter will wissen, welche Medikamente wir denn dabei hätten. Wir fangen an aufzuzählen, was alles in unserer Reiseapotheke ist. Er winkt ab. Macht sein Kürzel auf die Karte und schickt uns zum letzten Schalter. Hier stehen Röntgengeräte, die groß genug sind um ein Mofa zu durchleuchten. Und 2 Minuten später stehen wir dann in der Ankunftshalle.

Wir räumen etwas um, damit sich alles besser transportieren lässt. Dann rufen wir über eines der „Münztelefone“ die kostenlose Telefonnummer unseres Hotels an und sagen, dass wir nun abgeholt werden könnten. Sie gibt uns Anweisungen wie wir zum Abholparkplatz kommen. Kurze Zeit später setzen wir Fuß nach draußen und Papa schnuppert das erste Mal seit 15 Jahren wieder neuseeländische Luft. Es ist vertraut und doch fremd. Um 2:15 Uhr werden wir aufgesammelt und zum Hotel gefahren. Oh mein Gott! In ein paar Tagen müssen wir auch links fahren. Als wir im Hotel ankommen, gehen wir erst mal nacheinander duschen. Dann melden sich unsere Körper und verlangen dringend nach Mittagessen. In Deutschland ist es nun gegen 15 Uhr. Papa guckt wo in der Nähe noch Essen zu dieser Uhrzeit käuflich erworben werden kann. McDonalds ist etwa 30 Minuten zu Fuß entfernt. Begeisterung macht sich breit… Nun denn. Papa läuft los. Und kommt nach 300 m an einer Pie Bäckerei vorbei die geöffnet hat und gut besucht ist. Mit je einem Steak&Cheese, Mince&Cheese und Steak Pie und einer Flasche L&P wird der Rest der Familie nach nur 10 Minuten überrascht. Außer Papa schmecken keinem die Pies besonders gut. Dafür die L&P. Eine besonders zitronige Limonade aus Neuseeland. Fruchtiger als Sprite. Gegen 3:30 Uhr legen wir uns ins Bett und freuen uns auf den Jetlag am Morgen.

Um 8:30 Uhr sind wir alle hellwach. Es fühlt sich so an als hätten wir einen langen Mittagschlaf gemacht. Hunger haben wir noch nicht. Also ziehen wir uns an und bestellen uns ein Uber um in die City zu fahren. Um 11 Uhr stehen wir auf einmal in der Innenstadt von Auckland. Wir holen uns als erstes Sonnenmilch LSF 50+ und cremen uns großzügig ein. Dann gehen wir Frühstück holen und setzen uns damit in die Fußgängerzone. Jeder trägt T-Shirt und kurze Hose oder Kleid. Nachdem Essen schlendern wir noch etwas herum kaufen ein paar Kleinigkeiten, die wir ohnehin erst in Neuseeland kaufen wollten und begeben uns dann zum unübersehbaren Skytower – mit 328 m der höchste Fernsehturm der südlichen Hemisphäre. Schon bald schießen wir mit dem Fahrstuhl in schwindelerregende Höhe. Die Glasplatte im Boden lässt einen genau wissen wie hoch man schon ist. Die Fahrt ist nach wenigen Sekunden vorbei und wir befinden uns in 182 m Höhe. Wir genießen die Aussicht über Auckland und hüpfen auf einer der im Boden eingelassenen Glasplatten herum. Nach dem Skytower laufen wir zu einem der umliegenden Parks. Der Kleine soll seinen Mittagschlaf machen. Pustekuchen. Wir setzen uns auf die Wiese. Genießen Wetter und Aussicht. Und ein paar typisch neuseeländische Snacks und Getränke. Mit einem Uber lassen wir uns am frühen Nachmittag zur Mission Bay bringen. Nach einem Eis gehen wir ans Wasser und setzen zumindest unsere Füße ins Meer. Baden soll man hier leider noch nicht, da die See um Auckland auf Grund der Überschwemmung vor wenigen Tagen noch stark belastet ist. Wir genießen die Sonne und lassen den Nachmittag in den Abend ausklingen. Die Kinder spielen auf dem Spielplatz. Zum Abendbrot setzen wir uns in eines der Strandlokale mit Blick aufs Wasser und beschließen gegen 18:30 Uhr zurück ins Hotel zu fahren. Hm… wir haben noch keine neuseeländische SIM und WLAN gibt es hier auch nirgends. Die Fahrt mit den Öffis dauert ca. 2 Stunden. Ohne Internet aber kein Uber. Wir laufen die Promenade entlang und gucken, ob eines der Restaurants oder Bars WLAN hat. Fehlanzeige. Papa läuft planlos mit dem Handy durch die Gegend – als würde er ein Video vom Himmel machen – und sucht Internet. Mama ist genervt. Die Kinder müde. Dann, auf einmal! Es stellt sich heraus, dass die Telefonzellen in Neuseeland oftmals kostenloses WLAN zur Verfügung stellen. Und so kommen wir doch noch an unser Uber und sind in weniger als einer halben Stunde im Hotelzimmer.

Unser Flug geht am nächsten Tag um 11:30 Uhr. Wir werden um 8:30 Uhr vom Hotel zum Flughafen gefahren. Wieder einmal getreu der Devise: „lieber zu früh als zu spät“. Und weil der nächste Shuttle erst mittags gegangen wäre.
Der Check-in läuft komplett digital als „self service“ bzw. „no service“. Ein Drucker spuckt uns unsere Etiketten aus. Auf denen ist eine Anleitung aufgedruckt, wie man diese richtig anbringt. Dann bringen wir den Kinderwagen zum Sperrgepäckschalter. Die beiden Rucksäcke kommen an anderer Stelle auf ein Förderband und verschwinden. Danach gibt es Frühstück. Ins Flugzeug dürfen wir dann ohne jeglichen Sicherheits-check. OHNE JEGLICHE SICHERHEITS-KONTROLLE!!! Fühlt sich weltfremd an. Was, wenn in meiner Gürtelschnalle ein Messer oder in meinem Cappuccino Sprengstoff versteckt ist?! Und auch die Tür zum Cockpit steht offen als wir in die Maschine einsteigen! Rauchen ist zum Glück trotzdem verboten.


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